Studium und Glaube?!

Ein Studium stellt auch den Glauben von Menschen vor neue Herausforderung. Deswegen gehört die Feier von Gottesdiensten, das gemeinsame Fragen und Suchen nach Gott und die intellektuelle Rechtfertigung unseres Glaubens zu den Kernelementen unseres Gemeindelebens.

Into the Unknown – 3. Unsichtbares

Predigt von Juliane Link in der KSG Berlin am 18.06.2023

Juliane Link fragt sich in ihrer Predigt, warum Gott unsichtbar ist und ob man das Unsichtbare nicht doch irgendwie sehen kann. Eine Begegnung zwischen Gott und Mose und ein altes Gemälde inspirieren Juliane dazu, nach den Spuren Gottes zu suchen, den man nicht sehen, dem man aber hinthersehen kann.

Liebe Studierende, liebe Gemeinde,

im Mai 2021 kam es in einem Aktionshaus in Mailand zu einem seltsamen Vorfall, über den weltweit mit Häme und Empörung berichtet wurde: der italienische Gegenwartskünstler Salvatore Garau bot dort eine Skulptur mit dem Titel „io sono“ „ich bin“ zum Verkauf. Die künstlerische Arbeit, so warb der Prospekt, sei ein Werk “von größter Wichtigkeit und intellektueller Stimulation”. Einen Verkaufspreis von 6000 bis 8000 Euro erwartete man. Am Ende wurde „io sono“ für den doppelten Preis versteigert. “Und 15 000 Euro sind wirklich, wirklich wenig Geld für einen original Garau”, sagt der Künstler dazu.

Salvatore Garau, io sono, 2021

15 000 Euro für ein unsichtbares Kunstwerk?!

So weit, so gut. Und wo ist nun der Skandal? Nunja…  mit der Skulptur gibt es ein Problem: sie ist unsichtbar. Der Käufer erhielt beim Erwerb der Skulptur lediglich ein Zertifikat, mit der Anweisung: “Aufzustellen in einem Privathaus, in einem Raum frei von Hindernissen auf 150 x 150 cm.” Garau veröffentlichte Fotos von seinem unsichtbaren Werk, das seiner Behauptung nach zu diesem Zeitpunkt auf einem öffentlichen Platz in Mailand stand, zu sehen ist aber nur das Klebeband auf dem Boden, das die Maße der Skulptur markiert. Er erntete einen Shitstorm auf Social Media.

Fassen wir zusammen: Ein Künstler hat ein unsichtbares Kunstwerk für sehr viel Geld verkauft. Diese künstlerische Geste, lässt sich zwar kunsthistorisch gut verorten, sie hat ihre Vorbilder in den Arbeiten Duchamps und der Konzeptkunst der 70er Jahre, aber offenbar verärgert es trotzdem viele Menschen, wenn jemand so offensichtlich etwas verkauft, von dem man nichts hat und damit auch noch so erfolgreich ist. Moralische und ästhetische Fragen schließen sich an: Ist Kunst eh bloß eine leere Behauptung, sodass man auch ein nicht vorhandenes Kunstwerk als solches deklarieren und verkaufen kann? Wie kann man so dreist sein für dieses Nichts so viel Geld zu verlangen? Und wie kann es sein, dass jemand bereit ist, dafür soviel Geld auszugeben?

Ist der Kunstsammler verrückt? Und wir? Sind wir nicht ebenso naiv, wenn wir an einen unsichtbaren Gott glauben?

Auf den ersten Blick hat diese Debatte wenig mit theologischen Fragen zu tun. Dabei haben das Kunstwerk und Gott doch etwas Entscheidendes gemeinsam: beide sind unsichtbar. An beiden kann man zweifeln, sich fragen, ob sie tatsächlich existieren, ob es sich lohnt, sich mit ihnen zu beschäftigen, ihnen im eigenen Leben Raum zu geben, dafür Zeit oder Geld aufzuwenden. Beide werden für das Leben der Menschen, die sich für sie interessieren, erst bedeutsam, weil von ihnen erzählt und über sie geschrieben wird, weil es Rituale gibt mit denen sie gewürdigt werden: Das Kunstwerk wird ausgestellt und verkauft.. Und Gott? Versucht die Kirche nicht auch irgendwie uns Gott anzupreisen, wie der Künstler, der behauptet, sein Werk sei mindestens 6000 Euro wert? Für jemandem dem unsere religiöse Welt fremd ist, mag das, was wir heute im Gottesdienst tun, ebenso absurd sein, wie ein unsichtbares Kunstwerk aufzustellen: alles dreht sich um jemanden, dessen Anwesenheit nicht sichtbar ist. Wir behaupten er sei da, wir sprechen ihn an, wir beten zu ihm. Aber Gott offenbart sich dabei nicht wie in der Lesung, die wir heute gehört haben, mit einer hörbaren Stimme. Und in unserem Gottesdienst wird vermutlich keine Wolkensäule erscheinen, in der sich Gott zwar verbirgt, aber in der seine Anwesenheit doch durch ein eindeutiges, sichtbares und wundersames Zeichen markiert ist. Sicher wir feiern im Gottesdienst Eucharistie, wir vollziehen Handlungen, die uns heilig sind. Aber unterscheidet sich unser Glaube dabei wirklich so fundamental von dem Glauben eines Kunstsammlers, der sich in einem Aktionshaus eine unsichtbare Skulptur übergeben lässt und dabei 15.000 Euro über den Tisch reicht? Glaubt der Kunstsammler überhaupt, dass er ein Kunstwerk bekommt? Und wir, glauben wir wirklich, was wir hier tun, singen und beten? Und wennja, woran merken wir das?  Ich möchte mit dieser Predigt keine Antworten auf diese Fragen geben, euch nur anregen, eure eigenen Antworten auf diese Fragen zu suchen, während wir hier diesen Gottesdienst feiern.

Warum Gott unsichtbar bleiben muss und warum das für Gott ungünstig ist

In der Szene, die wir in der Lesung gehört haben, ist Mose intensiv im Gespräch mit Gott. Das Gespräch ereignet sich in der Wüste, in der Zeit in der das Volk Israel nach der Flucht aus Ägypten heimatlos umherzieht und sich in einer tiefen Krise befindet. Gott und Mose reden, wie einer mit seinem Freund spricht, so erzählt es die Geschichte. Schon diese Form des Gesprächs erscheint uns heute unrealistisch. Aber selbst zu einer Zeit, in der das möglich schien, war eines unmöglich: Gott von Angesicht zu Angesicht zu schauen. Gott ist seiner eigenen Definition nach für den Menschen unsichtbar. Oder besser gesagt: der Mensch ist nicht fähig, er könnte es nicht aushalten, Gott wirklich unmittelbar zu schauen. Deshalb verbirgt sich Gott.

Gott bleibt also unsichtbar und seine Unsichtbarkeit macht ihn heute für uns fragwürdig und auch ein bisschen langweilig. Wir leben in einem Zeitalter der Bilder, der vielen, der schnellen Bilder (iconic turn), die auf unseren Bildschirmen aufleuchten, kurz, um sofort abgelöst zu werden von anderen Bildern. Gott hat es schwer auf Instagram, er liefert zu wenig Content. Wer unsichtbar ist, der läuft Gefahr übersehen zu werden, in Vergessenheit zu geraten, in die Bedeutungslosigkeit abzurutschen. Wer keine Bilder von sich zeigt, ist langweilig oder, noch schlimmer gar nicht mehr da. Vielleicht würde es uns leichter fallen, innerlich mit Gott in Kontakt zu bleiben, hätten wir täglich von ihm ein Selfie. Das gibt es nicht.

Was es trotzdem von Gott zu sehen gibt

Und dennoch gibt es von Gott etwas zu sehen. Für mich gibt es dafür zwei Möglichkeiten:

Die erste Möglichkeit ist die Kontemplation, eine Form des stillen Gebetes, der Meditation, der Innenschau, in der wir uns einüben unsere Aufmerksamkeit auf den uns innewohnenden Gott zu richten, um ihn mit unserem inneren Auge zu sehen. Kontemplation meint „Schau“ und dieser Weg ist der Weg der christlichen Mysthiker*innen von den Wüstenvätern bis heute, es ist ein Weg der Stille und Reduktion, ein Weg der inneren Erfahrung, über den sich nur in Metaphern sprechen lässt. Ich glaube, dass es ein lohnenswerter Weg ist, auch wenn er nicht recht zu unserer Zeit zu passen scheint. Denn statt auf viele Fotos schauen wir in der Kontempation mit geschlossenen Augen auf das Unsichtbare. Ich gebe zu, das ist manchmal langweilig und manchmal anstrengend.

Die zweite Möglichkeit Gott zu sehen, ähnelt ein wenig dem, was Gott Mose anbietet, als er Moses Wunsch zurückweist, ihn sehen zu dürfen. Gott sagt, vielleicht um Mose zu trösten, dass er, wenn Gott vorübergezogen ist, einen Blick auf seinen Rücken werfen darf, einen Blick von weitem auf den Vorübergegangen. In der lutherischen Übersetzung heißt es: „und du darfst hinter mir her sehen“

Vielleicht kann man Gott so am leichtesten sehen, indem man ihm hinterhersieht.

Vielleicht kann man Gott so am leichtesten sehen, indem man ihm hinterhersieht. Mit dem  rückwärtsgewandten Blick, dem Blick, auf das, was war. Es ist ein Blick, der nachträglich erkennt: hier ist Gott gewesen. Hier ist er an mir vorübergezogen, hier hat er Spuren hinterlassen in meinem Leben. Oder auch ein Blick, mit dem wir Gott im Hier und Jetzt erkennen. Wir können Gott sehen, wie wir den Wind sehen, der die Blätter der Bäume bewegt. Wir können sehen, was Gott bewirkt.

Ich habe Gott gesehen in den strahlenden Gesichtern von Menschen, die ich im März durch in einem Exerzitienkurs begleitet habe, als sie mir von ihren Erfahrungen in der Stille erzählten. Ich habe Gott gesehen, in den Tränen einer Freundin, als sie nach Jahren der Qual zum ersten Mal einen Sinn in ihrer Krankheit erkennen konnte. Ich habe Gott gesehen in der überwältigenden Schönheit der Natur, ihrer Ruhe und Weite, ihren tausend erstaunlichen Details. Ich habe Gott gesehen in den Augen eines fremden, kleinen Kindes, das mich in der U-Bahn so wach und wissend und durchdringend ansah, als wisse es alles über mich.

Und natürlich lässt sich all das, was ich von Gott gesehen habe, auch auf andere Ursachen zurückführen. Aber es geht mir in dieser Predigt nicht darum Gottes unsichtbare Existenz zu beweisen, ihn ans Licht zu zerren. Es geht mir eher darum, euch zu inspirieren, dem Sichtbaren einen Verweischarakter auf das Unsichtbare zuzutrauen.

Der Unsichtbare als Hinzutretender: wie Gott sich auf einem Gemälde von Antonella da Messina bemerkbar macht

Antonella da Messina, um 1475

Ich möchte deshalb der unsichtbaren Skulptur von Salvatore Garau noch ein zweites Kunstwerk zur Seite stellen, das viel älter ist. Es stammt ebenfalls von einem italienischen Künstler, Antonello da Messina, der im 15. Jahrhundert auf Sizilien lebte. Von ihm stammt das Bild der Frau mit dem blauen Schleier, das ihr auf eurem Sitzplatz gefunden habt. Wenn ihr das Bild anschaut, seht ihr dort eine Frau in einem dunklen Raum, vor der sich ein kleines Pult befindet, auf dem ein Textheft liegt. Schaut mal kurz genauer hin, ob euch etwas auffällt an diesem Heft. …..

Wenn wir die Frau genauer betrachten, fällt ihr abgewanderter Blick auf, ihr Gesichtsausdruck wirkt etwas starr und entrückt, ist deshalb schwer zu deuten, ihr müsst aber bedenken, dass es zu der Zeit von Antonella da Messina völlig neu war, menschliche Gesichter so nah an den Betrachter heran zu holen und Menschen in ihrer Individualität zu portraitieren. Mit der linken Hand hält die Frau das blaue Tuch zusammen, das ihren Kopf bedeckt. Mit der rechten macht sie eine Geste, die der Künstler in einem Moment festgehalten hat, in dem noch nicht entschieden ist, was diese Geste meint. Will sie jemanden abwehren, zurückweisen, schnellt die Hand erschrocken zurück? Oder ist sie dabei, zögerlich, vielleicht schüchtern, vielleicht misstrauisch, die Hand zum Gruß zu heben? In jedem Fall deutet die Hand an, dass es ein Gegenüber gibt, jemanden auf den sie reagier. Jemanden, der für uns als Betrachter*innen des Bildes nicht sichtbar ist. Wenn wir den Bildraum imaginär erweitern, dann müssten die Person, auf die die Frau reagiert, sich in unserer Nähe befinden, vielleicht direkt neben uns stehen. Es  scheint als habe dieser jemand, gerade die Tür des Raumes geöffnet, als sei er gerade eingetreten und habe mit dem Öffnen der Tür oder den Bewegungen seiner Ankunft einen Luftstrom erzeugt, der die Seiten des Textheftes aufblättert. Und die Geste der Frau, das Zusammenhalten des Tuchs, vielleicht auch das eine Reaktion auf einen Windstoß, der ihr durch die Kleider fährt?

Das Gemälde ist berühmt geworden, weil es ein alt hergebrachtes Bildmotiv der Kunstgeschichte neu interpretiert: Die Frau in Blau ist Maria. Und der Hinzugetretene, den wir nicht sehen, ist der Engel Gabriel. Es handelt sich um eine der ersten Verkündigungsszenen, in der Gottes Bote unsichtbar ist. Man kann dieses Bild nicht verstehen, wenn man die Geschichte von Maria und ihrer geheimnisvollen Schwangerschaft nicht kennt. Aber wenn man sie kennt, dann kann man sehen, wer da unsichtbar hinzugetreten ist.

Welche Zeichen von Gottes Anwesenheit gibt es in meinem Leben?

Die Zeichen der Anwesenheit des Unsichtbaren sie sind da, sie sind sichtbar, aber es ist an uns sie zu deuten, sie zu verstehen, die Geschichten zu erzählen, die die Wirkzusammenhänge zwischen dem Unsichtbaren und dem Sichtbaren herstellen.

Und vielleicht hat es dann doch sein Gutes, dass wir Gott nicht sehen können. Dass er sich nicht festlegen lässt auf eine bestimmte Gestalt. Dass wir uns immer neu fragen müssen: glaube ich eigentlich noch an ihn? Gibt es für mich  Zeichen seiner Anwesenheit? Kann ich mein Leben so sehen, dass ich darin Spuren finde, des vorübergegangen oder des hinzutretenden Gottes?

Wenn ich diesen Fragen nachgehe, dann hat vielleicht sogar Garaus Skulptur ihre Berechtigung, weil sie uns daran erinnert, welchen Wert das Unsichtbare für uns haben kann. Noch dazu heißt die Skulptur vielleicht nicht zufällig „io sono“, genauso wie Gott sich selbst beschreibt, als er Mose zum ersten Mal im brennenden Dornbusch erscheint: „Ich bin der ich bin“.

Into the Unknown – 2. Unruhe

Predigt von René Pachmann in der KSG Berlin am 11.6.2023

 Der Hochschulseelsorger der Viadrina (Frankfurt/Oder) setzt die Predigtreihe zum Semesterthema “Into the Unknown” fort mit Gedanken zur Unruhe und der kreativen Kraft, die in ihr liegt.

 

Was würde besser zum Semesterthema „into the unknown“ passen als Unruhe – Unruhe als Unsicherheit vor dem Unbekannten, in das wir unterwegs sind.

Als ich mich mit dem Thema Unruhe zur heutigen Predigt gemeldet habe, wusste ich nicht, was genau für eine Unruhe mich noch packen wird. Denn es gibt ja die verschiedensten Formen von Unruhe. Ich erzähle euch von einer.

Gerade arbeite ich an der Umsetzung eines größeren Projektes, bei dem wir eine sehr große Betonskulptur der polnischen Künstlerin Joanna Rajkowska aus Warschau nach Frankfurt an die Oder holen wollen. Dann soll mit verschiedenen Veranstaltungen ein breites Feld an Themen rund um die Skulptur aufgerissen werden, zusammen mit studentischen Initiativen, Lehrpersonen und anderen.

Weil die Skulptur schon ab morgen in Warschau abgebaut wird und wir bis Mitte dieser Woche noch keinen offiziellen Leihvertrag hatten und sich mit Versicherungen, Genehmigungen und Transportfirmen noch eine ganze Reihe unserer Probleme türmten, waren meine Tage bis Fronleichnam sehr unruhig.

Es war eine Unruhe, die aus den sehr vielen offenen Fragen und ungelösten Problemen bei gleichzeitig sehr hohem Einsatz finanzieller und organisatorischer Art resultierte. Es war nicht absehbar, ob eins der nicht gelösten Dinge vielleicht das ganze Projekt lahmlegt. Warten auf die richtigen Antworten, keine Kontrolle, Unsicherheit. Vielleicht ein ganz klein wenig vergleichbar mit entscheidenden Prüfungen, die nicht wiederholt werden können und ohne die die Fortsetzung des Studiums nicht möglich ist.

Das bedeutet viel Stress, der sich ganz unterschiedlich zeigt – ich wache in solchen Zeiten morgens sehr sehr früh auf und wälze im Kopf mögliche Probleme.

In meinem Fall ist die Unruhe inzwischen gewichen – Montagmorgen fahre ich nach Warschau und protokolliere den Zustand der Skulptur beim Abbau. Aber nicht immer lassen sich offene Fragen einfach lösen. Im Angesicht der Klimakatastrophe oder bei weiteren grundsätzlichen Konflikten werden wir noch lange mit ungelösten Problemen und neu auftauchenden Klippen zu tun haben.

Eine Unruhe, die bleibt – Unruhe, die da ist.

Die Frage ist nun, wie wir zu der Unruhe stehen – und was die Unruhe mit unserer Beziehung zu Gott macht.

Darauf gibt es naturgemäß mehrere mögliche Antworten. Ich möchte das in einen etwas weiteren Kontext stellen und zunächst nicht auf uns, sondern auf Religiosität allgemein schauen. Denn auch hier stellt sich die Frage, ob Religionen eher Trost oder eher Unruhe befördern.

Anders formuliert: Handelt es sich bei Religiosität um eine Kontingenzbewältigungspraxis oder um eine Kontingenzeröffnungspraxis?

Natürlich, ihr werdet es ahnen, ist beides möglich.

Zunächst: Was ist Kontingenzbewältigung?

Kurz gesagt geht es bei diesem Konzept (in Anknüpfung an Niklas Luhmann) darum, dass wir als Menschen Strategien brauchen, um die Zufälligkeiten und Unsicherheiten des Lebens aushalten. Neben anderen Möglichkeiten, diese Kontingenzen zu integrieren, ist die Religion ein Weg – um zum Beispiel den Tod auszuhalten oder die sinnlose Tragödie eines großen Unglücks. Für religiöse Menschen bietet der Glaube einen Halt und einen Sinn in diesem Leiden, wir verstehen Gott als einen, der Trost und Sinn schenkt.

Daran wurde oft kritisiert, dass religiöse Menschen manchmal zu schnell Antworten haben, wo doch die Fragen schon so unheimlich kompliziert sind. Du muss plötzlich eine einzige große Antwort wie „Gott liebt dich trotzdem“ für alle Zumutungen des Lebens herhalten.

Politisch haben die Sozialisten besonders die christliche Religion so verstanden. Im Sinne von: Auf gesellschaftliche Probleme finden sich religiöse Antworten, die die Menschen ruhigstellen und von der Revolte abhalten.

Unsere Religiosität hätte dann also das Ziel, die Unruhe zu beruhigen.

Das Gegenteil dieser Sicht wäre Religion als Kontingenzeröffnungspraxis.

Das bedeutet ganz grob gesprochen, dass Religionen dazu beitragen, die Unverständlichkeit der Welt offen zu halten. Oder anders: So verstanden kleistert Religion die Konflikte und offenen Brüche der Welt nicht zu, sondern zeigt gerade erst auf die Unzulänglichkeiten und unsere Grenzen.

Damit legt Religion den Finger in die Wunden, weil sie zeigt, wie wenig berechenbar unsere Welt ist. Religiöse Menschen wissen um das große Geheimnis Gottes und sind angesichts des Glaubens an einen guten und gerechten Gott von seiner Unverständlichkeit noch einmal besonders herausgefordert.

Politisch kann dieses Verständnis von Religion das Aufrütteln zur Tat bedeuten und damit auch einen starken sozialen Einsatz in der Welt rechtfertigen.

Nach diesem Verständnis ist Religion Unruhestifterin.

Aber wann ist Religion, wann ist unsere Glaubenspraxis wichtig, um Unruhe zu beruhigen und einzuhegen – und wann wiederum muss sie uns wachmachen und die Unruhe gerade erst wecken?

Im Evangelium hatten wir von Jesus gehört, der sagt, dass er Feuer auf die Erde bringen wolle und auch darüber hinaus Spaltung und alle mögliche Unruhe verursachen werde (Lk 12,49ff)

Jesus hat in sich beträchtliche Spannung gespürt und war selbst voller Unruhe und in Erwartung der Herrschaft Gottes (des „Himmelreiches“), von der er so oft sprach. Dafür erschien ihm auch die Spaltung legitim. Das Feuer soll wachrütteln.

Ich bin überzeugt: Es gibt auch heute Zeiten und Situationen, da braucht die Welt einen Weckruf – sei es in der Klimakatastrophe, sei es im Krieg Russlands gegen die Ukraine und besonders bei der aktuellen Sprengung des Kachovka-Staudamms mit seinen fürchterlichen Folgen, sei es bei Fragen wie Erziehung und Pflege. Christinnen und Christen können mit ihrer spezifischen Motivation auf verborgene oder versteckte Probleme hinweisen. Und Unruhe schaffen.

Das ist eine mögliche notwendige Unruhe. Aber auch in konkreten religiösen Fragen kann Unruhe etwas Gutes bedeuten: Augustinus beginnt seine religiöse Autobiographie mit dem Gebet zu Gott: „Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.“

Es gibt also auch eine heilsame Unruhe, die uns Menschen überhaupt erst bewegt, uns auf den Weg zu Gott zu machen, eine Sehnsucht und einen Wunsch nach Mehr, von dem der Kirchenvater spricht. Wir sollen nicht bei uns selbst sitzen bleiben, sondern aufbrechen zu ihm hin.

Das sind sie also, die wichtigen, die notwendigen Unruhen – sie wollen uns wachrütteln zum Einsatz für das Gottesreich, für die Krisen in der Welt, aber auch wach machen für Gott selbst.

Daneben stehen die Unruhen, die uns ängstigen oder sogar krank machen können. Vielleicht ähnlich der Unruhe, die ich am Anfang beschrieben habe – diese Unruhen gehen einher mit Angst vor Kontrollverlust, mit Zukunftssorgen, mit Panik oder Hilflosigkeit.

Das sind Unruhen, von denen ich glaube, dass Gott uns mittelfristig von ihnen befreien möchte – hier wird Religion als Kontingenzbewältigungspraxis wichtig.

Denn es gibt natürlich auch Zeiten und Situationen, in denen wir Trost brauchen. Dann sehnen wir uns nach Frieden und Ruhe, hoffen auf Gottes Güte und liebevolle Nähe.

Das ist der andere Jesus, den wir auch kennen, der Jesus, der sagt: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ (Mt 11,28)

Nicht der Jesus, der unter dem kommenden Gottesreich das Gericht sieht, an dem sich alle scheiden, sondern der, der aufrichten und trösten will. Auch vom Kirchbesuch erwarten sich ja viele einen Abstand von den Zumutungen der Welt mit einer schönen frommen Predigt – und nicht, dass sie schon wieder mit Problemen konfrontiert werden. Und ist das nicht auch legitim?

Es tut gut, dass Jesus nicht nur einer ist, der unser Leben in Unruhe bringen will, sondern uns auch Ruhe und Atem gönnt.

Aber das stellt auch an uns die Frage:

Wir sind aufgefordert, die Zeiten richtig zu lesen, die Situationen richtig einzuschätzen, wenn es darum geht, unsere Mitmenschen in eine gute Unruhe zu versetzen, sie herauszufordern und ihnen vielleicht eine neue  Bewegung zu geben.

Anderen hilft dagegen vielleicht unser Trost, ein gemeinsames Gebet, ein Wort der Hoffnung.

Ich habe fünf Jahre im Gefängnis als Seelsorger gearbeitet und dort stand ich mit den KollegInnen immer wieder im Austausch über diese Frage: Sollten wir die Inhaftierten zur Umkehr aufrütteln und unruhig machen, wenn sie sich einrichten in ihrem Selbstverständnis als Kriminelle – oder sollen wir sie in der Krisensituation Knast nicht lieber trösten und ihnen gut zusprechen?

Je nach Situation wird man sicher anders entscheiden zu haben – und das holzschnittartige Entweder-Oder ist ja auch nicht unbedingt realistisch, oft sind es Grauzonen, in denen wir uns bewegen.

Ich wünsche euch jedoch, dass ihr das gut unterscheiden könnt, wem wann und wie mit Kontingenzeröffnung oder Kontingenzbewältigung zu helfen ist.

Und ich wünsche euch auch, dass Gott euch mit heilsamer Unruhe zur rechten Zeit beschenkt.

Aber auch mit heilsamer Tröstung, wenn ihr euch in unheilvoller Unruhe verstrickt habt.

Gott segne unsere Unruhe und unsere Ruhe!

Into The Unknown – 1. Unsagbares

Predigt von P. Max Cappabianca OP in der KSG Berlin am 04.06.2023

Der Glaube: Mythos oder hard facts?

Predigt von P. Max Cappabianca OP in der KSG Berlin am 21.5.2023

Der Bericht von der Himmelfahrt Christi ist nicht der einzige Wunderbericht der Bibel, den man kaum wörtlich nehmen kann. Noch viel mehr gilt das für manche Wunderberichte oder die Jungfrauengeburt. Bedeutet dies, dass die biblischen Berichte immer nur „symbolisch“ zu verstehen sind? P. Max plädiert dafür, die Botschaft des Evangeliums nicht zu spiritualisieren und zu erkennen, dass es beim Thema „Erlösung“ um unsere Welt geht – und keine andere sonst.

Liebe Schwestern und Brüder,

Der Bericht von der Himmelfahrt Christi ist nicht der einzige Wunderbericht der Bibel, den man kaum wörtlich nehmen kann. Noch viel mehr gilt das für manche Wunderberichte oder die Jungfrauengeburt. Bedeutet dies, dass die biblischen Berichte immer nur „symbolisch“ zu verstehen sind? P. Max plädiert dafür, die Botschaft des Evangeliums nicht zu spiritualisieren und zu erkennen, dass es beim Thema „Erlösung“ um unsere Welt geht – und keine andere sonst.

Liebe Schwestern und Brüder,

am vergangenen Donnerstag haben wir das Fest Christi Himmelfahrt gefeiert. Die Lesung, die da aus der Apostelgeschichte vorgetragen wird, schildert sehr realistisch, wie Jesus vor den Augen seiner Jünger*innen in den Himmel aufsteigt. In der Barockzeit hat das die Menschen dazu inspiriert, das auch wirklich nachzuspielen. Es wurden unter großem Trara kleine Jesus-Statutetten vom Altar aus zur Kirchendecke gezogen. Vielleicht habt ihr solche Darstellungen in den Social Media gesehen. Da gibt’s immer wieder Videos von dem Spektakel. „Beam me up, Scottie!“ Möchte man da am liebsten sagen!

Nun vermute ich mal, dass die meisten unter euch sich nicht vorstellen, dass Jesus wie so eine kleine Rakete in den Himmel aufgefahren ist. Wir sind es gewohnt, biblische Wundergeschichten nicht allzu wörtlich zu nehmen. Und in den Predigten wird dann meist versucht, eine symbolische Interpretation zu liefern. Bei der Himmelfahrt liegt nahe es mit Reinhard May zu versuchen: Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, oder so ähnlich…. Ich gebe zu, dass Theologietreibende Meister*innen im symbolischen Uminterpretieren sind. Müssen wir auch, denn wenn man die Bibel allzu wörtlich sind, kommen wir bekanntlich in Teufels Küche.

Ein anderes Beispiel für so ein symbolisches Bild ist die Jungfrauengeburt. In der Bibel steht ja, dass Maria schwanger wurde, ohne dass sie Sex mit ihrem Verlobten Joseph hatte. Früher war selbstverständlich, das wörtlich zu nehmen. Heute glaubt das fast keiner mehr, und man versucht, das anders zu interpretieren. Ähnliches gilt für die Heilungswunder Jesu – auch die werden allegorisch gedeutet.

Letztlich gilt diese auch für das größte Wunder schlechthin: Die Auferstehung! Manche Theolog*innen interpretieren die auch „nur“ symbolisch. Festgemacht wird das am „Leeren Grab“. Damit wir an die Auferstehung glauben können: Muss dazu das Grab leer sein oder nicht? Vielleicht habt ihr euch diese Frage noch nicht gestellt. Aber die Frage ist spannend? Woran mache ich meinen Glauben fest? Geht es ausschließlich um eine innere Überzeugung, oder braucht es auch äußere, objektive Fakten, um dem Glauben eine Basis zu geben?

Das biblische Zeugnis ist nicht eindeutig. Einerseits heißt es bei Paulus klipp und klar: „Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos.“ (1 Kor 15,13-14). Andererseits sind zum Beispiel die Berichte über die Auferstehung so widersprüchlich, dass man strenggenommen nicht von objektiven Fakten sprechen kann!

Wie isses aber nun? In der Theologie ist das jedenfalls schon lange Gegenstand der Debatte. Dahinter steckt die philosophische Frage, welches Bild ich von der Wirklichkeit habe.

Ich persönlich bin davon überzeugt, dass ein Glaube, der noch spiritualisiert ist, der nur alles nur noch symbolisch versteht, wo jede biblische Begebenheit als Allegorie für menschliche Erfahrungen herhalten miss, letztlich beliebig zu werden droht. Es war schon immer das Besondere der jüdisch-christlichen Tradition, dass sie das „Jenseitige“ immer im Diesseits verankert hat. Das meint Inkarnation, Fleischwerdung Gottes. Durch dieses drastische Wort wollte man deutlich machen, dass die Erfahrungen, um die es den Jüngerinnen und Jüngern geht nicht nur rein spirituell sind, sondern etwas mit unserer Welt an sich zu tun haben.

Wenn wir also „erlöst“ zu werden hoffen, dann ist das nicht nur eine „innere Erlösung“, sondern die Wirklichkeit als ganze muss diese Erlösung zeigen. Deswegen hat der Glaube nicht nur eine individuelle und soziale Dimension, ja mit Blick auf uns Menschen auch eine politische!

Nun hat Jesus an verschiedener Stelle deutlich gemacht, dass seine „Herrschaft“ nicht von dieser Welt ist, und deswegen nicht verwechselt werden kann mit der Macht eines politischen Herrschers. Und trotzdem dürfen uns diese Äußerung nicht zu der Annahme verleiten, dass Jesus nachfolgen, eigentlich nur bedeutet, nichts mehr mit dieser Welt zu tun zu haben und sich ins Jenseits zu fliehen.

Nun ist die Auferstehung selbst Dreh- und Angelpunkt. Aber auch die weniger wichtigen „Fakten“ des Evangeliums wie zum Beispiel die Wunder werden meines Erachtens missverstanden, wenn wir sie nur spiritualisieren. In diesen Geschichten geht es natürlich auch um innere Heilung, aber gleichzeitig wird da die Vision einer Welt aufgetan, die im Hier und Jetzt „heil“ ist.

Was bedeutet das für uns?

Ich möchte jetzt kein Plädoyer für Wunderglauben machen, noch will ich euch die Jungfrauengeburt wie Sauer Bier verkaufen! Ich möchte uns alle einladen, das Handeln Gottes nicht nur tief in meinem Inneren zu verorten, oder in einem fernen Jenseits, sondern im Hier und Jetzt, in unserer Geschichte, in unserer Gemeinde, in unserer Stadt Berlin, in unserer Welt. Damit wir damit rechnen, dass Gott in meiner und in unserer Wirklichkeit handelt und erfahrbar ist! Amen.

Glaube und Zweifel – Studentische Predigt von Georg

Warum zum Glauben der Zweifel gehört, darüber macht sich Georg in seiner studentischen Predigt Gedanken. Der Glaube vermittelt ein unbedingtes Getragensein. Dadurch seien die Menschen dem Zweifel nicht schutzlos ausgeliefert. Darauf könne man vertrauen. Und dieses Vertrauen gebe den Menschen den Rückhalt, kritisch um die richtigen Antworten ringen zu können.

Liebe Gemeinde,

vielleicht stell ich mich erstmal kurz vor: Ich heiße Georg, bin 22 Jahre alt und studiere Physik. Eigentlich ist das lustig, dass man sich als Student immer erstmal so vorstellt: “Name-Alter und dann noch das Studienfach”. Das klingt immer, als wär das Fach, das man sich gesucht hat, genauso wichtig wie der eigene Name und das Alter. Als würde man dadurch den eigenen Charakter kurz einordnen wollen.

Ich denke, dass viele Studierende sich zu Beginn des Studiums einen gewissen “Berufsstolz” antrainieren. Man identifiziert sich dann gerne mit dem eigenen Studienfach: Man mag das, was man lernt. Man freut sich über die Fähigkeiten, die man erwirbt. Und auch darüber, dass man andere Schwerpunkte setzt als andere Studierende. Mir zumindest geht das so. In der Physik z.B. erfreut man sich daran, dass man streng ist. Nicht ganz so erbarmungslos streng wie Mathematiker*innen, aber doch immer sehr kritisch. Es gibt kein freundschaftliches Vertrauen, wenn jemand seine oder ihre Rechnung vorstellt.

Klassischerweise fangen bei uns in der Vorlesung die wirklich schlauen Studierenden irgendwann an, die mathematischen Umformungen an der Tafel nachzurechnen. Noch während der Dozent oder die Dozentin vorträgt, wollen sie wirklich im Detail überprüfen, ob das alles so stimmt. Manchmal finden sie dann ein fehlendes Vorzeichen oder irgendwelche falschen Indices und teilen das dann zufrieden mit.

Ich denke, es gehört ein bisschen zum Fach, dass man an alles eine gewisse Grundskepsis heranträgt. Da fallen dann so Sätze wie:

“Gibt es hier nicht eigentlich einen Widerspruch zu dem Ergebnis aus der letzten Vorlesung?”

“Wieso darf man da denn überhaupt diese Näherung machen?”

“Und dort in Zeile 15. Müsste man diese eine Aussage nicht erst noch beweisen?”

Diese Einstellung ist vor allem auch notwendig, wenn man die eigenen Lösungen betrachtet. Ohne dieses Zweifeln an Schlussfolgerungen gibt man sich mit falschen Antworten zufrieden, die nur oberflächlich richtig erscheinen.

Man macht es sich zu einfach, wenn man nicht zweifelt.

Mir gefällt diese Herangehensweise sehr, diese Grundskepsis. Ich mag den Gedanken, dass man keiner Autorität und auch nicht sich selbst einen Vertrauensvorschuss gönnt. Dass das Zweifeln zum Denken dazugehört.

Aber manchmal unterhalte ich mich mit Kommiliton*innen und habe das Gefühl, dass diese Skepsis noch viel weiter reicht. Dass sie auch auf Themenfelder angewandt wird, die weit von Naturwissenschaften entfernt liegen. Beispielsweise treffe ich manchmal auf Unverständnis, wenn ich erzähle, dass ich katholisch bin.

Beim Smalltalken auf einer Feier, hat mir ein Kommilitone mal dargelegt, weshalb er nicht gläubig ist. Er meinte, er würde keinen Aussagen zustimmen wollen, die er nicht beweisen kann. Theologische Aussagen sind aus dieser Perspektive ziemlich dramatisch: Sie sind nicht mit dem Ziel formuliert, beweisbar oder widerlegbar zu sein.

Die Zielsetzung meines Kommilitonen hat etwas sehr Verlockendes. Ab und zu bemerke ich, wie ich dieses Argument selber anwende. Zwar nicht so im Grundsatz meines Glaubens, aber doch öfter ‘mal wenn ich über Religion nachdenke. Oder wenn ich dabei zuhören darf ,wie andere über Religion nachdenken.

Ich sitze dann in der Kirche, höre eine Predigt. Und dann denke ich mir, “Na das ist aber jetzt nicht so richtig stichhaltig begründet.” oder auch „Das ist ja gerade total subjektiv! Wie kann ein Argument denn überhaupt so richtig tragen, wenn es sich auf subjektives Empfinden stützt?“

Manchmal frage ich mich dann: „Wie kann ich mich durch ein Argument überzeugen lassen, wenn ich das gar nicht objektiv überprüfen kann.“ oder vielleicht sogar: „Was hält mein Glaube überhaupt aus, wenn ich ihn nicht ganz und gar überzeugend begründen kann.“

Und ein bisschen so stelle ich mir den Thomas aus dem Evangelium vor. Etwas überspitzt, könnte er sagen: “Wie Auferstehung? So richtig? Wieso soll ich ihm das glauben? Das möcht ich irgendwie nachprüfen, irgendwie fassen können.”

Für mich hat dieser Auszug aus dem Johannesevangelium etwas sehr Tröstliches. Thomas war als Apostel ganz nah am Wirken Jesu dran. Er hat alles, was wir nach 2000 Jahren glauben, direkt und unmittelbar erlebt. Wenn selbst er Zweifel hat, wieso sollen wir dann nicht auch zweifeln dürfen? Das ist kein Evangelium, das uns unsere Fehler und unsere Beschränktheit von oben herab vorwirft. Es ist ein Evangelium auf Augenhöhe, das nicht beschönigt, sondern uns mit unseren Schwächen annimmt. Für mein Selbstverständnis als Christ ist das ganz zentral: Ich darf zweifeln. Das gehört zum Glauben dazu. Deswegen heißt es ja auch Glauben und nicht Wissen.

Vielleicht kann man hier noch eine Überlegung hinzufügen. Zweifel und Skepsis ist etwas ganz Menschliches – aber eben nicht im Sinne einer Unvollkommenheit. Gott hat uns Menschen mit freiem Willen geschaffen. Und dieser freie Wille soll benutzt werden, mit allem, was dazugehört. Mit allen Fragen, allem Hinterfragen und eben auch mit Zweifeln.

Ich bin überzeugt, dass Zweifel zu einer ungemein starken Triebfeder werden kann. Er kann uns wachhalten, uns nicht mit vorläufigen Antworten zufrieden zu geben. Wo wäre die Menschheit, und vor allem auch die Christenheit, wenn nie jemand gezweifelt hätte? Wenn nie jemand aus starkem inneren Antrieb gesagt hätte: „Ganz so wie es jetzt ist, soll es doch wohl auch nicht sein!“

Ein beeindruckendes Beispiel für so einen produktiven Zweifel sind für mich die vielen Laien und Geistlichen, die sich kritisch für die Kirche einsetzen. Die offen ihren Zweifel an Lehrmeinungen zum Ausdruck bringen. Sie tun das nicht, weil sie ihren Glauben hinterfragen. Sie tun es, weil Sie Angst haben, an einer Institution zu verzweifeln, die diesen Glauben mittragen muss. Sie zweifeln, weil die Kirche ihnen viel bedeutet. Weil sie ihnen eben nicht egal ist.

Zweifel oder Kritik kann also auch ein Ausdruck von Zugewandtheit und Nähe sein. Mit der Kirche ist das ein bisschen wie bei menschlichen Beziehungen: Nur, was einem völlig egal ist, hinterfragt man nicht mehr. Wenn einem etwas am Herzen liegt, dann kann man zweifeln. Diesen Zweifel kann man der Kirche zumuten. Dieser Zweifel kann uns als Gemeinschaft von Gläubigen voranbringen.

Man muss hier aufpassen, dass man es sich mit dem Begriff nicht zu leicht macht. Es gibt schwere Krisen. Das sind dann Situationen, in denen man dem Zweifel nichts Konstruktives abgewinnen kann. Wenn ein Mensch auf einer ganz grundlegenden Ebene Zweifel empfindet, kann man das nicht poetisch umdeuten. Man wird dem Menschen nicht gerecht, wenn man diesen Zustand irgendwie verklärt. Es liegt eine Last auf dem Zweifelnden, die ist sehr real und die hat nichts Erbauliches.

Das ist hart, da gibt es nichts zu beschönigen. Aber gerade in diesen ganz dunklen Momenten ist Gott bei uns. Für mich ist das ein ganz zentraler Glaubensgrundsatz. Wir sind in den wirklich schwierigen Momenten nicht allein gelassen. Es gibt da ein Netz, das fängt uns auf. Vielleicht ist es manchmal nicht offensichtlich oder erst im Nachhinein erkennbar. Aber wir sind in diesen Situationen getragen.

Das soll nicht heißen, dass das ursprüngliche Problem verschwindet oder sich dadurch alles ganz toll anfühlt. Die Krise bleibt eine Krise. Aber es ist ganz wichtig zu wissen, dass man sie nicht alleine bestehen muss. Man muss nicht alles allein aus eigener Kraft lösen können.

Dieses unbedingte Getragensein ist das große Geschenk, das Gott den Menschen macht. Wir sind dem Zweifel nicht schutzlos ausgeliefert. Darauf können wir Vertrauen. Und dieses Vertrauen gibt uns den Rückhalt, kritisch um die richtigen Antworten ringen zu können. Amen.

 

Warum wir alle Priester:innen sind

Predigt von P. Max Cappabianca OP

KSG Berlin 7. Mai 2023

Lesung 1 Petr 2, 4–9

Was ist eigentlich ein Priester oder eine Priesterin? Wie versteht der christliche Glaube dieses religiöse Amt und warum glauben wir, dass alle Getauften Priesterinnen und Priester sind? Es geht darum, dass jeder und jede von uns für andere zu einem Weg zu Gott werden kann!

Liebe Schwestern und Brüder,

ich weiß nicht, wer von euch gestern die Krönung von Charles III. im Fernsehen gesehen hat, aber das war ganz großes Kino. Ich war überrascht, wie sakral die Zeremonie war. Ich hätte gedacht, dass der wichtigste Ritus die Krönung ist! Aber wer gestern zugeschaut hat, der weiß: Es war die Salbung!

Charles musste alle Kleider ablegen und stand da in einem weißen Hemd, das einerseits wie das „letzte Hemd“ wirkte, aller Pracht und Fülle entledigt, das aber andererseits an das weiße Taufkleid erinnert, mit dem ausgedrückt wird, dass wir in der Taufe neu geborgen werden.

Der eigentliche Moment war den Blicken der Öffentlichkeit entzogen. Hinter einem Wandschirm wurde Charles mit heiligem Chrisam vom Ölberg in Jerusalem gesalbt – dasselbe Öl, das wir in der katholischen Kirche nutzen bei der Taufe, Firmung und Priester- und Bischofsweihen.

Als Charles dann noch – unter den Klängen von Händels „Zadok the Priest“ – ihm eine goldene Stola umgezogen wurde, da dachte ich mir: Jetzt ist er wirklich Priester geworden. In dem Begleitheft zur Krönungsfeier stand denn auch: “The Anointing is the most sacred part of the service… It is The King’s only moment of privacy during the Service, as he contemplates how he is called by God.”

Ist das nicht alles Schnee von gestern? Überbleibsel eines sakral überhöhten Königsverständnisses von Gottes Gnaden? An dem auch die interreligiösen Momente in der Feier nicht wirklich etwas ändern?

Die Antwort auf die Frage überlasse ich euch! Ich bin jedenfalls gespannt. Angeblich wollen nur noch ein Drittel der jüngeren Briten die Monarchie beibehalten. Vielleicht war gestern das letzte Mal, dass wir so eine sakramentale Königssalbung erleben konnten…

Archaische Vorstellungen

Unser Thema ist „Warum wir alle Priester*innen sind“ – und das bezieht sich auf die Lesung im ersten Petrusbrief, die wir heute gehört haben. Da heißt es feierlich: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.“ (1 Petr 2,9)

Hinter all dem stehen Vorstellungen, die uns heute nur noch wenig geläufig sind und die ein religiöses Weltbild voraussetzen. Erst einmal grundsätzlich: Was ist eigentlich – religionsgeschichtlich gesehen – ein Priester oder eine Priesterin? Ein Mensch, der eine besondere Vollmacht hat. Aufgrund dieser Vollmacht kann der/die Priester*in eine besondere Verbindung herstellen zwischen göttlicher und menschlicher Sphäre.

Dahinter steckt die Vorstellung, dass unsere Welt hier und die göttliche Ebene erst einmal nicht überwunden werden kann, was ja logisch nachvollziehbar ist. Alles, was irdisch und begrenzt ist, kann nicht göttlich sein! Allerdings erwachte dann bald das Bedürfnis, Verbindung zu der göttlichen Ebene zu schaffen. Das nennen wir „Mittlertum“ und ist der Kern Priestertums in allen Religionen.

Wurzeln im Alten Testament

Im Alten Testament gab es einen eigenen Priesterstand, der den Opferdienst am Tempel versah. Religionsgeschichtlich dienen die Opfer dazu, sich „mit Gott gut zu stellen“. Im antiken Israel gab es den Hohenpriester. Er war der Einzige, der einmal im Jahr zu Jom Kippur (Versöhnungstag) das Allerheiligste des Tempels betreten durfte. Dort empfing er stellvertretend für das Volk die Vergebung Gottes.

All diese Vorstellungen prägen das biblische Zeugnis von Jesus Christus. Die frühe Kirche versuchte zu verstehen, was Jesus als Sohn Gottes eigentlich getan hat. Und da wurde das Bild vom Priester aufgegriffen. Sein Tod am Kreuz wurde verstanden als nicht überbietbares priesterliches Opfer! Denn Gott selbst opfert sich für die Welt. Und die Idee dabei ist: Es gibt nun keine unüberwindliche Mauer mehr zwischen Menschlichem und Göttlichen. Sondern durch Jesus Christus steht uns sozusagen das Tor zum Himmel offen!

All diese Ideen spiegeln sich in den Lesungen und Gebetstexten wider, die wir in der Osterzeit hören. Vielleicht erinnert ihr euch an die Passionsgeschichte: In dem Moment, in dem Christus stirbt, reißt im Tempel der Vorhang entzwei, der das Allerheiligste vom Rest des Tempels trennte. Die Vorstellung dabei: Es gibt keine Trennung mehr. Durch Jesus steht uns der Himmel offen!

Und genau da setzt dann die Idee des Allgemeinen Priestertums an: Weil Jesus Christus ein für alle Mal die Barriere zwischen Gott und den Menschen niedergerissen hat, kann es auch keine neuen Opfer mehr geben. Christus ist der Priester schlechthin, der uns Menschen sozusagen „mitnimmt“ vor Gott. Und wenn es nun keine neuen Opfer mehr braucht, dann braucht es auch keine Priester oder Priesterinnen. Alles Entscheidende liegt in der Taufe begründet, in der wir eins werden mit Christus.

Eine priesterliche Salbung bei der Taufe

Bei der Taufe wird die Brust des Täuflings mit Chrisam gesalbt.  Dabei spricht der Taufende: „Aufgenommen in das Volk Gottes wirst du nun mit dem heiligen Chrisam gesalbt, damit du für immer Christus verbunden bleibst, der Priester ist, König und Prophet in Ewigkeit.

Für uns ist also allein Christus Priester! Und wir alle haben durch die Taufe Anteil an seinem Priestertum.

Nun stellt ihr zurecht die Frage: Wozu gibt es dann überhaupt dann noch geweihte Priester?

Nach katholischem Verständnis ist das Weihepriestertum anders zu verstehen als das Priesteramt Jesu Christi. Er hat alles gemacht. Ich brauche keine neuen Opfer darzubringen. Das Priesteramt nach katholischem Verständnis ist ein Dienstamt. Es dient dem Volk Gottes als Ganzes, das die eigentliche Priesterwürde innehat.

Ihr wisst, dass die evangelische Theologie nicht an ein Amtspriestertum „glaubt“, und deswegen werden die Pfarrer dort ordiniert, aber nicht geweiht. Damit betonen sie stärker als wir Katholik*innen das Allgemeine Priestertum aller Gläubigen. Die Katholiken glauben, dass es das Dienstamt notwendig braucht, weil die Kirche sakramental ist. Gottes Heil kann man sich nicht selber geben, sondern es muss einem zugesprochen werden – in Wort und Sakrament, und deswegen braucht es Priester*innen. Sie handeln an Christi statt und machen Gottes Zuwendung erfahrbar.

Was bleibt dann vom Allgemeinen Priestertum übrig?

Wie gesagt: Dass Entscheidende! Nämlich, dass Gott durch Jesus Christus die Mauer zwischen Himmel und Erde niedergerissen hat. Dass man nun nicht mehr zwischen Sakralem und Irdischem trennen kann. Das Großartige an der Vorstellung ist nicht nur, dass man Gott in allen Dingen finden kann, wie es die ignatianische Spiritualität formuliert! Wir alle können aneinander priesterlich wirken, indem ich für meinen Mitmenschen den Weg zu Gott öffne.

Das geschieht zum Beispiel, wenn wir für andere beten. Warum ist es so wichtig, dass wir im Gottesdienst Fürbitten halten? Weil wir da das Allgemeine Priestertum aller Gläubigen ausüben. Wie der Hohepriester im Alten Testament bringen wir die Bitten und Sorgen der Menschen vor Gott und wissen, dass Gott auf uns hört, weil wir getauft sind.

Aber nicht nur beim Beten! Wir alle haben die Fähigkeit, für andere Gottes Liebe „sakramental“ erfahrbar zu machen. Zum einen durch unser gutes Wort: Das kann ein Trostwort sein oder indem ich meinem Mitmenschen helfe, Gottes Gegenwart in seinem Leben zu entdecken. Oder durch unsere gute Tat! Indem ich handle und anderen Gutes tu, mache ich Gottes Liebe in dieser Welt gegenwärtig. Und das ist – in christlicher Perspektive – priesterlich.

Eine weitere schöne Tradition, wo das Priesterliche aller Getauften erfahrbar wird, ist das Segnen. Jede*r kann segnen. In diesem Moment spreche ich dem oder der Nächsten Gottes liebende Zuwendung zu. Es kann im Glauben nichts Wichtigeres geben!

Ich gebe zu, das waren jetzt theologische Höhenflüge, die schwer nachvollziehbar sind, wenn man nicht gläubig ist und die ganzen Vorstellungen dahinter nicht kennt!

Wie der Schreiber des ersten Petrusbriefs möchte ich euch heute Mut machen, zu erkennen, zu was uns unser Glaube an Jesus Christus ermächtigt: Für andere Menschen ein Weg zu Gott zu werden. Ich finde es kann nichts Großartigeres und Erfüllenderes geben als das.

We have a mission!

The mission that God entrusts us with is to love each other and encourage us to help others, even if we are afraid. We must embrace our fears and remember the child within us who was not afraid to do things. And in times of difficulty, it is important to remember that God is still present in that moment and He has a better plan for us.

 

Hi! My name is Maria Gonzalez Vasquez, and I belong to the Ayuujk community located in the Sierra Norte of Oaxaca in Southern Mexico. I grew up in the middle of nowhere, surrounded by mountains and nature that we care for and protect. Today, I want to share my faith and how God has been present in my life.

In my community, we believe in our King Condoy, a supernatural being who defends the Ayuujk community, and his sister Ta’Jëëw, who migrated from where I was born to another state in Mexico. A friend concluded in an interview in 2022 that this is the reason why women of my hometown migrate and pursue their dreams, because we follow in the path of Ta’Jëëw.

From a very young age, my family taught me to believe in God, not only from the Catholic Church but also from our King Condoy. In our community, we combine both beliefs, but personally, I believe in one God who receives different names in different cultures and religions.

God has been present in my life in different ways. When I moved to Nuevo Leon in northern Mexico, I faced many challenges, from the language barrier to adapting to the city and finding the economic resources to study for my degree. At that time, I did not know that I had to make two payments, one for the Faculty of Law and Criminology (FACDYC) and another for the central administration of the University (UANL). I had only saved enough for the FACDYC fee, but I was short of 11,500 pesos (600 €) for UANL. At that moment, I was earning only 4,000 pesos per month (200 €). Education in Mexico is expensive, and not everyone has the opportunity to study if they do not have economic resources. However, God presented Himself as a person who was working in FACDYC, the accountant Ana, who told me about the scholarship offered by UANL. Thanks to her, I was able to save the money I didn’t have and didn’t know I had to pay. And so began my journey in my own country, full of challenges and difficulties, but with my goals firmly in the hands of God.

After completing my degree, I had the dream of studying abroad, but I needed to learn English to do so. I decided to pay for a course in Ireland, but I still lacked money to have it in my bank account and apply for the visa. Thanks to God, He put my former boss in Mexico, Santiago Menchaca, with whom I worked for 7 years, in my way, who lent me the money to fulfill my dreams, not only to learn English but also to study my Master’s degree in Berlin.

When I decided to embark on my journey to Berlin to study my Master’s degree in “International Security Management,” I didn’t know exactly how I was going to achieve it, but I fully trusted that God would be with me every step of my journey. And so it was! In the Master’s, my classmate told me about the KAAD scholarship. Through this scholarship, I met P. Max, who provided me with an excellent reference, as he does with other students who apply for the same scholarship. With the help of other friends who supported me in different ways to meet all the requirements, I finally won the scholarship! These were just some of the many examples in which God has presented Himself in my life through the people around me.

I know that in times of difficulty, it is common to question the existence of God. Recently, I finished my master’s degree, but my sources of income, such as my scholarship and student job, have also ended, which has created a lot of worry. This April has been particularly difficult for me as I had to start over without solid financial support and felt a lot of frustration. In my desperation, I even asked God why I was the one chosen for so many difficulties and why this was happening to me. However, once again, God’s presence became evident through the people around me. My friends reminded me of how far I have accomplished in my life despite fear and how many blessings I have received. I realised that God still is holding me in His hands and that he had a purpose for me in this difficult time, and now it’s my turn to give this testimony.

Actually, I feel that God has used me as an instrument to help others. By sharing my life experience with my friends, I have managed to inspire them to move forward with their projects and studies and be that inspiration that many of us need in times of difficulty. At the KSG, for instance, I have had the opportunity to share Mexican culture through different events such as Day of the Dead and the celebration of the Mass of the Lady of Guadalupe. I love sharing that Mexico is diverse, with 68 native languages beside Spanish and we have different cultures even though we are from the same country, and I encourage everyone to do the same!

Because, during my time at KSG, I have had the opportunity to meet many people from different countries and cultures, and we have shared our life stories and I believe that God has a unique and special mission for each of us, and that this can manifest itself in different ways. For instance, maybe your mission is to play music at mass, to represent minority groups, to encourage others to strengthen their faith, or simply to brighten someone else’s day with a kind gesture. The important thing is that you share your talents and skills with others, no matter how big or small they may be. God never requires more from us than we can give but motivates us to give our best at all times and support others.

The mission that God entrusts us with is to love each other and encourage us to help others, even if we are afraid. We must embrace our fears and remember the child within us who was not afraid to do things. And in times of difficulty, it is important to remember that God is still present in that moment, and He has a better plan for us. I learned that it is better to focus on the blessings and being grateful, rather than only focusing on these temporary bad moments. I know it is challenging but God is always present with us in the perfect moment with the right person.

Ich hole euch aus euren Gräbern herauf

P. Ulrich Engel ergründet, was passieren würde, wenn die Vision des Propheten Ezechiel heute wahr würde: Ich werde eure Gräber öffnen und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufholen Ich gebe meinen Geist in euch, dann werdet ihr lebendig.

Ez 37, 12b–14:

So spricht GOTT, der Herr: Siehe, ich öffne eure Gräber und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf. Ich bringe euch zum Ackerboden Israels. Und ihr werdet erkennen, dass ich der HERR bin, wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufhole. Ich gebe meinen Geist in euch, dann werdet ihr lebendig und ich versetze euch wieder auf euren Ackerboden. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der HERR bin. Ich habe gesprochen und ich führe es aus – Spruch des HERRN.

Liebe Gemeinde,
das Volk Israel hat seine Heimat verloren.

Nicht nur die Eliten wurden nach Babylon, in ein fremdes Land, deportiert.

Dort, im babylonischen Exil, sind die Menschen ohne Hoffnung auf eine Wende ihres Schicksals.

Nicht nur Einzelne haben ihre Hoffnung verloren. Das ganze Volk – kollektiv – erfährt seine Situation wie gestorben und begraben.

Das war passierte im 6. Jahrhundert vor Christus.

Es gibt aber auch heute viele Situationen, in denen Menschen sich wie tot und begraben fühlen:

  • das kann eine Depression sein, die mich in eine Situation gebracht hat, in der ich total antriebslos bin, nicht mehr aus dem Bett komme, keine Kraft mehr für irgendetwas habe, meine Freundinnen und Freunde nicht mehr sehen will…
  • das kann ein Scheitern in meinem Studium sein – wenn ich eine wichtige Prüfung vergeigt habe, wenn gar der ganze Abschluss gefährdet ist, wenn ich mit meiner Dissertation nicht weiterkomme und zu Hause keiner etwas ahnt und alle sich bereits auf die strahlend-erfolgreiche Absolventin warten…
  • das kann ein Krieg sein oder ein Bürgerkrieg – egal ob in der Ukraine, in Somalia,

Syrien oder in Myanmar: dort, wo Menschen zermürbt von der Gewalt ihre Hoffnung auf Frieden verlieren, dort, wo Menschen Angst haben um Leib und Leben ihrer Liebsten, da wo Familienangehörige vermisst werden oder bereits Opfer des Kriegs geworden sind…

  • das kann das bittere Aus meiner Beziehung sein, deren Krise ich lange verdrängt habe und die doch viele Jahre so harmonisch war, die mich und meine*n Partner*in damals so glücklich gemacht hat…
  • das kann eine schwere Krebserkrankung sein, die mich oder jemand in meiner Familie trifft – plötzlich und mit unsicherer Prognose…
  • das kann die unerwartete Kündigung meiner Wohnung wegen Eigenbedarfs des Vermieters sein, oder der kurzfristige Verlust meines Jobs, meines Arbeitsplatzes wegen Insolvenz…Es gibt so viele Situationen, in denen Menschen sich wie tot und begraben fühlen.

Und in all diese tragischen und traurigen Situationen hinein sagt der Prophet Ezechiel in der heutigen Lesung etwas Unglaubliches:

  • Ich öffne eure Gräber.
  • Ich hole euch aus euren Gräbern herauf.
  • Ich schenke euch meinen Geist.
  • Ich mache euch wieder lebendig.Gott will, dass sein Volk lebt. Dazu holt er die Menschen aus ihren Gräbern heraus. Er führt die Deportierten in ihre Heimat zurück. Und in der Tat war mit der Eroberung

Babylons durch Kaiser Kyros nach etwa 70 Jahren die Zeit des erzwungenen Exils zu Ende.

Ezechiel behauptet: Die Rückkehr der Deportierten in ihre Heimat ist das Werk des Gottesgeistes. Die Geistkraft Gottes schafft neues Leben. Der Gottesgeist schenkt uns neue Hoffnung.

In der Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom (Röm 8,8–11) ist auch von dem Gottesgeist die Rede. Viele Jahrhunderte nach Ezechiel.

Mir ist aufgefallen: Gleich drei Mal in unserem kurzen Lesungstext behauptet Paulus, dass die Geistkraft in uns wohnt. Und diese in uns existierende Kraft kann – so die zweite steile These des Paulus, diese in uns existierende Kraft kann uns wieder lebendig machen.

Kann ich das ernsthaft glauben?

Das Argument, mit dem Paulus seine Behauptung untermauert, heißt: Die Geistkraft war es, die Jesus aus dem Tod geholt hat. Und genau dieser Geist, der an Jesus schon einmal und definitiv seine Kraft und Wirkmächtigkeit bewiesen hat, genau dieser Geist wohnt auch in uns: in mir, in dir, in jeder*jedem von uns!

Und mehr noch: Diese Kraft, die im Tiefsten meines eigenen Seins existiert, die kann mich wieder lebendig machen. Sie kann mir Lebensmut zurückgeben. Und Kraft, neu anzufangen. Sie kann mir die Hoffnung schenken, dass trotz allen schlimmen Erfahrungen, die ich machen musste, ein Neuanfang möglich ist. Es ist nicht zu spät! Und es ist nicht unmöglich. Den Gottes Geistkraft ist schon längst in uns lebendig!

Eine steile These! Eine ungeheuerliche Behauptung! Was wäre, wenn das wirklich wahr wäre?

Ja, wenn das wirklich wahr ist, was Ezechiel und Paulus behaupten, dann dürfte ich begründet hoffen,

  • dass ich aus dem dunklen Tunnel meiner Depression wieder herauskommen und Licht sehen kann,
  • dass ich trotz der gescheiterten Prüfung nicht wertlos bin,
  • dass Krieg und Bürgerkrieg ein Ende haben werden,
  • dass ich einen neue*n Partner*in finden werde und sich mein Schmerz in Glück verwandeln kann,
  • dass ein Leben auch mit einer schweren Erkrankung Glücksmomente haben kann,
  • dass ich auch ohne Wohnung und Arbeit nicht auf der Straße stehen werde, sondern dass da Menschen und neue Möglichkeiten sind, die mir neue Perspektiven eröffnen.

Ich glaube das, weil Gott mir Geistkraft schenkt. Weil diese Kraft mich lebendig machen kann. Weil diese Kraft schon in mir ist. Das gibt mir Hoffnung. Trotz allem. Amen.

Ökumene / ESG

Die Evangelische Studierendengemeinde Berlin (ESG Berlin)

In der Mitte Berlins begegnen sich Kirche und Studierende. Ein evangelisches Studentenwohnheim mit allem, was dazu gehört, Bibliotheken, Räume für Diskurse und Feiern und eine Kirche machen „Das Konvikt. Evangelisches Studierenden-Zentrum Berlin“ zu einem offenen Haus mit vielen Möglichkeiten.
Hier findet Ihr auch die ESG Berlin und unser Angebot für Euch:
Regelmäßige studentisch gestaltete Gottesdienste oder Gottesdienstbesuche, Gemeindeabende, Fahrten, Workshops und Kurse. Für die spezifischen Belange ausländischer Studierender gibt es den ESG-Notfonds und das Studienbegleitprogramm (STUBE). Schaut doch mal vorbei.
Eure ESG Berlin.
Borsigstr. 5 | 10115 Berlin | Tel.: 030 / 28 38 82 23 |
buero@esgberlin.de | www.esgberlin.de

Das STUBE Programm Berlin – Brandenburg
Das STUBE Programm möchte zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen ausländischer Studierender in Deutschland beitragen. Es möchte ebenso ausländische Studierende in ihrer fachlichen und sozialen Kompetenz stärken und den interkulturellen Dialog fördern. Dazu bietet STUBE Beratungs- und Unterstützungsarbeit sowie ein Bildungsprogramm an.
STUBE-Referent Esteban Chávez-Guevara
stube@esgberlin.de | Tel.: 030 / 27 57 23 80
Sprechstunde donnerstags
13:00 – 16:00 und nach Vereinbarung

Notfonds / Sozialrechtliche Beratung
Im Falle einer sozialen Notlage (verminderte Arbeitsmöglichkeit bedingt durch Prüfungssituation) kann eine Beihilfe aus dem Notfonds beantragt werden. Bei wiederholter Antragstellung ist gesellschafts- oder entwicklungspolitisches Engagement nachzuweisen. Ideen für ein solches Engagement können beim Notfondsreferenten oder in der ESG erfragt werden. Antragsberechtigt sind nur Studierende aus Afrika, Lateinamerika und Asien (Ausnahme Südkorea). Die Anträge sind zum Download auf www.esgberlin.de verfügbar.
Notfonds / Beratung Pfn. Dr. Gerdi Nützel
notfonds@esgberlin.de | Tel.: 030 / 28 38 82 27

Ökumenische Veranstaltungen

Do., 24.05.2018 | 20:15 Ökumenischer Kneipenabend
KSG und ESG beim Kennenlernen und Klönen in der Kneipe
Beginn: 18:30 in der KSG mit einer Andacht

Mi., 18.07.2018 | 19:30 Ökumenischer Semesterschlussgottesdienst in der KSG
anschließend geselliger Semesterausklang im Hof der KSG

19.-23.09.2018 Rom: ökumenisch! Romfahrt der KSG und ESG
Gemeinsam wollen ESG und KSG im September nach Rom fahren. In der Ewigen Stadt werden wir kulturelle Highlights besuchen und ökumenische Akzente setzen. Pater Max kennt sich gut aus, hat er doch von 2006 bis 2016 im Vatikan gearbeitet. Es wird Zeit sein für eigene Unternehmungen.
Jede*r bucht seinen Flug/Zugfahrt selbst: Je früher desto günstiger!
Anmeldung: P. Max (p.max@ksg-berlin.de) bis zum 01.06.2018

FU-Gruppe

Katholische Hochschulgruppe an der FU

Du hast am Donnerstagabend noch nichts vor? Du magst mit einer kleinen Gruppe reden, lachen, spielen, diskutieren und natürlich Gottesdienst feiern?
Dann komm zur FU-Gruppe!
Wir treffen uns jeden Donnerstag 18:30 Uhr in FU-Nähe in St. Annen, Gardeschützenweg 17. Es gibt nach einem Abendessen Vorträge, Gespräche über Gott und die Welt, Ausflüge ins Museum, Filmabende. Manchmal feiern wir Heilige Messe. Da die Abende spontan von uns Studierenden gestaltet werden, gibt es viele Möglichkeiten sich einzubringen. Also, wenn du Lust hast, komm vorbei!

Und so findest Du uns: Du nimmst die Tür, auf der Gemeindehaus steht, gehst geradeaus durch den Flur über den Hof und in das Gebäude mit dem Glasgang. Wir sind im ersten Stock Raum 2.

Nähere Infos zum aktuellen Programm und zum Treffpunkt schicken wir dir gerne per Mail.

Kontakt: Silvana, Antonia, Luca

FU Gruppe


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