Studium und Glaube?!

Ein Studium stellt auch den Glauben von Menschen vor neue Herausforderung. Deswegen gehört die Feier von Gottesdiensten, das gemeinsame Fragen und Suchen nach Gott und die intellektuelle Rechtfertigung unseres Glaubens zu den Kernelementen unseres Gemeindelebens.

Predigtreihe Juni 2023:
“Into the Unknown”

Zum Semesterthema haben die Hauptamtlichen im Juni 2023 eine Predigtreihe zum Thema “Into the Unknown” konzipiert. Den Auftakt macht P. Max Cappabianca OP.  Sein Thema: “Unsagbares” – der Glaube lebt davon, dass man ihn mitteilt und weitergibt. Doch ist das Wesentliche nicht nur unsichtbar, sondern auch unsagbar. Wie mit diesem Dilemma im Glauben umgehen?

4.6.2023 P. Max Cappabianca: Unsagbares
11.6.2023 René Pachmann: Unruhe
18.6.2023 Juliane Link: Unsichtbares
25.8.2023 Karen Siebert: Unafraid

Der Glaube:
Mythos oder hard facts?

Predigt von P. Max Cappabianca OP in der KSG Berlin am 21.5.2023

Der Bericht von der Himmelfahrt Christi ist nicht der einzige Wunderbericht der Bibel, den man kaum wörtlich nehmen kann. Noch viel mehr gilt das für manche Wunderberichte oder die Jungfrauengeburt. Bedeutet dies, dass die biblischen Berichte immer nur „symbolisch“ zu verstehen sind? P. Max plädiert dafür, die Botschaft des Evangeliums nicht zu spiritualisieren und zu erkennen, dass es beim Thema „Erlösung“ um unsere Welt geht – und keine andere sonst.

Liebe Schwestern und Brüder,

Der Bericht von der Himmelfahrt Christi ist nicht der einzige Wunderbericht der Bibel, den man kaum wörtlich nehmen kann. Noch viel mehr gilt das für manche Wunderberichte oder die Jungfrauengeburt. Bedeutet dies, dass die biblischen Berichte immer nur „symbolisch“ zu verstehen sind? P. Max plädiert dafür, die Botschaft des Evangeliums nicht zu spiritualisieren und zu erkennen, dass es beim Thema „Erlösung“ um unsere Welt geht – und keine andere sonst.

Liebe Schwestern und Brüder,

am vergangenen Donnerstag haben wir das Fest Christi Himmelfahrt gefeiert. Die Lesung, die da aus der Apostelgeschichte vorgetragen wird, schildert sehr realistisch, wie Jesus vor den Augen seiner Jünger*innen in den Himmel aufsteigt. In der Barockzeit hat das die Menschen dazu inspiriert, das auch wirklich nachzuspielen. Es wurden unter großem Trara kleine Jesus-Statutetten vom Altar aus zur Kirchendecke gezogen. Vielleicht habt ihr solche Darstellungen in den Social Media gesehen. Da gibt’s immer wieder Videos von dem Spektakel. „Beam me up, Scottie!“ Möchte man da am liebsten sagen!

Nun vermute ich mal, dass die meisten unter euch sich nicht vorstellen, dass Jesus wie so eine kleine Rakete in den Himmel aufgefahren ist. Wir sind es gewohnt, biblische Wundergeschichten nicht allzu wörtlich zu nehmen. Und in den Predigten wird dann meist versucht, eine symbolische Interpretation zu liefern. Bei der Himmelfahrt liegt nahe es mit Reinhard May zu versuchen: Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, oder so ähnlich…. Ich gebe zu, dass Theologietreibende Meister*innen im symbolischen Uminterpretieren sind. Müssen wir auch, denn wenn man die Bibel allzu wörtlich sind, kommen wir bekanntlich in Teufels Küche.

Ein anderes Beispiel für so ein symbolisches Bild ist die Jungfrauengeburt. In der Bibel steht ja, dass Maria schwanger wurde, ohne dass sie Sex mit ihrem Verlobten Joseph hatte. Früher war selbstverständlich, das wörtlich zu nehmen. Heute glaubt das fast keiner mehr, und man versucht, das anders zu interpretieren. Ähnliches gilt für die Heilungswunder Jesu – auch die werden allegorisch gedeutet.

Letztlich gilt diese auch für das größte Wunder schlechthin: Die Auferstehung! Manche Theolog*innen interpretieren die auch „nur“ symbolisch. Festgemacht wird das am „Leeren Grab“. Damit wir an die Auferstehung glauben können: Muss dazu das Grab leer sein oder nicht? Vielleicht habt ihr euch diese Frage noch nicht gestellt. Aber die Frage ist spannend? Woran mache ich meinen Glauben fest? Geht es ausschließlich um eine innere Überzeugung, oder braucht es auch äußere, objektive Fakten, um dem Glauben eine Basis zu geben?

Das biblische Zeugnis ist nicht eindeutig. Einerseits heißt es bei Paulus klipp und klar: „Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos.“ (1 Kor 15,13-14). Andererseits sind zum Beispiel die Berichte über die Auferstehung so widersprüchlich, dass man strenggenommen nicht von objektiven Fakten sprechen kann!

Wie isses aber nun? In der Theologie ist das jedenfalls schon lange Gegenstand der Debatte. Dahinter steckt die philosophische Frage, welches Bild ich von der Wirklichkeit habe.

Ich persönlich bin davon überzeugt, dass ein Glaube, der noch spiritualisiert ist, der nur alles nur noch symbolisch versteht, wo jede biblische Begebenheit als Allegorie für menschliche Erfahrungen herhalten miss, letztlich beliebig zu werden droht. Es war schon immer das Besondere der jüdisch-christlichen Tradition, dass sie das „Jenseitige“ immer im Diesseits verankert hat. Das meint Inkarnation, Fleischwerdung Gottes. Durch dieses drastische Wort wollte man deutlich machen, dass die Erfahrungen, um die es den Jüngerinnen und Jüngern geht nicht nur rein spirituell sind, sondern etwas mit unserer Welt an sich zu tun haben.

Wenn wir also „erlöst“ zu werden hoffen, dann ist das nicht nur eine „innere Erlösung“, sondern die Wirklichkeit als ganze muss diese Erlösung zeigen. Deswegen hat der Glaube nicht nur eine individuelle und soziale Dimension, ja mit Blick auf uns Menschen auch eine politische!

Nun hat Jesus an verschiedener Stelle deutlich gemacht, dass seine „Herrschaft“ nicht von dieser Welt ist, und deswegen nicht verwechselt werden kann mit der Macht eines politischen Herrschers. Und trotzdem dürfen uns diese Äußerung nicht zu der Annahme verleiten, dass Jesus nachfolgen, eigentlich nur bedeutet, nichts mehr mit dieser Welt zu tun zu haben und sich ins Jenseits zu fliehen.

Nun ist die Auferstehung selbst Dreh- und Angelpunkt. Aber auch die weniger wichtigen „Fakten“ des Evangeliums wie zum Beispiel die Wunder werden meines Erachtens missverstanden, wenn wir sie nur spiritualisieren. In diesen Geschichten geht es natürlich auch um innere Heilung, aber gleichzeitig wird da die Vision einer Welt aufgetan, die im Hier und Jetzt „heil“ ist.

Was bedeutet das für uns?

Ich möchte jetzt kein Plädoyer für Wunderglauben machen, noch will ich euch die Jungfrauengeburt wie Sauer Bier verkaufen! Ich möchte uns alle einladen, das Handeln Gottes nicht nur tief in meinem Inneren zu verorten, oder in einem fernen Jenseits, sondern im Hier und Jetzt, in unserer Geschichte, in unserer Gemeinde, in unserer Stadt Berlin, in unserer Welt. Damit wir damit rechnen, dass Gott in meiner und in unserer Wirklichkeit handelt und erfahrbar ist! Amen.

Glaube und Zweifel – Studentische Predigt von Georg

Warum zum Glauben der Zweifel gehört, darüber macht sich Georg in seiner studentischen Predigt Gedanken. Der Glaube vermittelt ein unbedingtes Getragensein. Dadurch seien die Menschen dem Zweifel nicht schutzlos ausgeliefert. Darauf könne man vertrauen. Und dieses Vertrauen gebe den Menschen den Rückhalt, kritisch um die richtigen Antworten ringen zu können.

Liebe Gemeinde,

vielleicht stell ich mich erstmal kurz vor: Ich heiße Georg, bin 22 Jahre alt und studiere Physik. Eigentlich ist das lustig, dass man sich als Student immer erstmal so vorstellt: “Name-Alter und dann noch das Studienfach”. Das klingt immer, als wär das Fach, das man sich gesucht hat, genauso wichtig wie der eigene Name und das Alter. Als würde man dadurch den eigenen Charakter kurz einordnen wollen.

Ich denke, dass viele Studierende sich zu Beginn des Studiums einen gewissen “Berufsstolz” antrainieren. Man identifiziert sich dann gerne mit dem eigenen Studienfach: Man mag das, was man lernt. Man freut sich über die Fähigkeiten, die man erwirbt. Und auch darüber, dass man andere Schwerpunkte setzt als andere Studierende. Mir zumindest geht das so. In der Physik z.B. erfreut man sich daran, dass man streng ist. Nicht ganz so erbarmungslos streng wie Mathematiker*innen, aber doch immer sehr kritisch. Es gibt kein freundschaftliches Vertrauen, wenn jemand seine oder ihre Rechnung vorstellt.

Klassischerweise fangen bei uns in der Vorlesung die wirklich schlauen Studierenden irgendwann an, die mathematischen Umformungen an der Tafel nachzurechnen. Noch während der Dozent oder die Dozentin vorträgt, wollen sie wirklich im Detail überprüfen, ob das alles so stimmt. Manchmal finden sie dann ein fehlendes Vorzeichen oder irgendwelche falschen Indices und teilen das dann zufrieden mit.

Ich denke, es gehört ein bisschen zum Fach, dass man an alles eine gewisse Grundskepsis heranträgt. Da fallen dann so Sätze wie:

“Gibt es hier nicht eigentlich einen Widerspruch zu dem Ergebnis aus der letzten Vorlesung?”

“Wieso darf man da denn überhaupt diese Näherung machen?”

“Und dort in Zeile 15. Müsste man diese eine Aussage nicht erst noch beweisen?”

Diese Einstellung ist vor allem auch notwendig, wenn man die eigenen Lösungen betrachtet. Ohne dieses Zweifeln an Schlussfolgerungen gibt man sich mit falschen Antworten zufrieden, die nur oberflächlich richtig erscheinen.

Man macht es sich zu einfach, wenn man nicht zweifelt.

Mir gefällt diese Herangehensweise sehr, diese Grundskepsis. Ich mag den Gedanken, dass man keiner Autorität und auch nicht sich selbst einen Vertrauensvorschuss gönnt. Dass das Zweifeln zum Denken dazugehört.

Aber manchmal unterhalte ich mich mit Kommiliton*innen und habe das Gefühl, dass diese Skepsis noch viel weiter reicht. Dass sie auch auf Themenfelder angewandt wird, die weit von Naturwissenschaften entfernt liegen. Beispielsweise treffe ich manchmal auf Unverständnis, wenn ich erzähle, dass ich katholisch bin.

Beim Smalltalken auf einer Feier, hat mir ein Kommilitone mal dargelegt, weshalb er nicht gläubig ist. Er meinte, er würde keinen Aussagen zustimmen wollen, die er nicht beweisen kann. Theologische Aussagen sind aus dieser Perspektive ziemlich dramatisch: Sie sind nicht mit dem Ziel formuliert, beweisbar oder widerlegbar zu sein.

Die Zielsetzung meines Kommilitonen hat etwas sehr Verlockendes. Ab und zu bemerke ich, wie ich dieses Argument selber anwende. Zwar nicht so im Grundsatz meines Glaubens, aber doch öfter ‘mal wenn ich über Religion nachdenke. Oder wenn ich dabei zuhören darf ,wie andere über Religion nachdenken.

Ich sitze dann in der Kirche, höre eine Predigt. Und dann denke ich mir, “Na das ist aber jetzt nicht so richtig stichhaltig begründet.” oder auch „Das ist ja gerade total subjektiv! Wie kann ein Argument denn überhaupt so richtig tragen, wenn es sich auf subjektives Empfinden stützt?“

Manchmal frage ich mich dann: „Wie kann ich mich durch ein Argument überzeugen lassen, wenn ich das gar nicht objektiv überprüfen kann.“ oder vielleicht sogar: „Was hält mein Glaube überhaupt aus, wenn ich ihn nicht ganz und gar überzeugend begründen kann.“

Und ein bisschen so stelle ich mir den Thomas aus dem Evangelium vor. Etwas überspitzt, könnte er sagen: “Wie Auferstehung? So richtig? Wieso soll ich ihm das glauben? Das möcht ich irgendwie nachprüfen, irgendwie fassen können.”

Für mich hat dieser Auszug aus dem Johannesevangelium etwas sehr Tröstliches. Thomas war als Apostel ganz nah am Wirken Jesu dran. Er hat alles, was wir nach 2000 Jahren glauben, direkt und unmittelbar erlebt. Wenn selbst er Zweifel hat, wieso sollen wir dann nicht auch zweifeln dürfen? Das ist kein Evangelium, das uns unsere Fehler und unsere Beschränktheit von oben herab vorwirft. Es ist ein Evangelium auf Augenhöhe, das nicht beschönigt, sondern uns mit unseren Schwächen annimmt. Für mein Selbstverständnis als Christ ist das ganz zentral: Ich darf zweifeln. Das gehört zum Glauben dazu. Deswegen heißt es ja auch Glauben und nicht Wissen.

Vielleicht kann man hier noch eine Überlegung hinzufügen. Zweifel und Skepsis ist etwas ganz Menschliches – aber eben nicht im Sinne einer Unvollkommenheit. Gott hat uns Menschen mit freiem Willen geschaffen. Und dieser freie Wille soll benutzt werden, mit allem, was dazugehört. Mit allen Fragen, allem Hinterfragen und eben auch mit Zweifeln.

Ich bin überzeugt, dass Zweifel zu einer ungemein starken Triebfeder werden kann. Er kann uns wachhalten, uns nicht mit vorläufigen Antworten zufrieden zu geben. Wo wäre die Menschheit, und vor allem auch die Christenheit, wenn nie jemand gezweifelt hätte? Wenn nie jemand aus starkem inneren Antrieb gesagt hätte: „Ganz so wie es jetzt ist, soll es doch wohl auch nicht sein!“

Ein beeindruckendes Beispiel für so einen produktiven Zweifel sind für mich die vielen Laien und Geistlichen, die sich kritisch für die Kirche einsetzen. Die offen ihren Zweifel an Lehrmeinungen zum Ausdruck bringen. Sie tun das nicht, weil sie ihren Glauben hinterfragen. Sie tun es, weil Sie Angst haben, an einer Institution zu verzweifeln, die diesen Glauben mittragen muss. Sie zweifeln, weil die Kirche ihnen viel bedeutet. Weil sie ihnen eben nicht egal ist.

Zweifel oder Kritik kann also auch ein Ausdruck von Zugewandtheit und Nähe sein. Mit der Kirche ist das ein bisschen wie bei menschlichen Beziehungen: Nur, was einem völlig egal ist, hinterfragt man nicht mehr. Wenn einem etwas am Herzen liegt, dann kann man zweifeln. Diesen Zweifel kann man der Kirche zumuten. Dieser Zweifel kann uns als Gemeinschaft von Gläubigen voranbringen.

Man muss hier aufpassen, dass man es sich mit dem Begriff nicht zu leicht macht. Es gibt schwere Krisen. Das sind dann Situationen, in denen man dem Zweifel nichts Konstruktives abgewinnen kann. Wenn ein Mensch auf einer ganz grundlegenden Ebene Zweifel empfindet, kann man das nicht poetisch umdeuten. Man wird dem Menschen nicht gerecht, wenn man diesen Zustand irgendwie verklärt. Es liegt eine Last auf dem Zweifelnden, die ist sehr real und die hat nichts Erbauliches.

Das ist hart, da gibt es nichts zu beschönigen. Aber gerade in diesen ganz dunklen Momenten ist Gott bei uns. Für mich ist das ein ganz zentraler Glaubensgrundsatz. Wir sind in den wirklich schwierigen Momenten nicht allein gelassen. Es gibt da ein Netz, das fängt uns auf. Vielleicht ist es manchmal nicht offensichtlich oder erst im Nachhinein erkennbar. Aber wir sind in diesen Situationen getragen.

Das soll nicht heißen, dass das ursprüngliche Problem verschwindet oder sich dadurch alles ganz toll anfühlt. Die Krise bleibt eine Krise. Aber es ist ganz wichtig zu wissen, dass man sie nicht alleine bestehen muss. Man muss nicht alles allein aus eigener Kraft lösen können.

Dieses unbedingte Getragensein ist das große Geschenk, das Gott den Menschen macht. Wir sind dem Zweifel nicht schutzlos ausgeliefert. Darauf können wir Vertrauen. Und dieses Vertrauen gibt uns den Rückhalt, kritisch um die richtigen Antworten ringen zu können. Amen.

 

Warum wir alle Priester:innen sind

Predigt von P. Max Cappabianca OP

KSG Berlin 7. Mai 2023

Lesung 1 Petr 2, 4–9

Was ist eigentlich ein Priester oder eine Priesterin? Wie versteht der christliche Glaube dieses religiöse Amt und warum glauben wir, dass alle Getauften Priesterinnen und Priester sind? Es geht darum, dass jeder und jede von uns für andere zu einem Weg zu Gott werden kann!

Liebe Schwestern und Brüder,

ich weiß nicht, wer von euch gestern die Krönung von Charles III. im Fernsehen gesehen hat, aber das war ganz großes Kino. Ich war überrascht, wie sakral die Zeremonie war. Ich hätte gedacht, dass der wichtigste Ritus die Krönung ist! Aber wer gestern zugeschaut hat, der weiß: Es war die Salbung!

Charles musste alle Kleider ablegen und stand da in einem weißen Hemd, das einerseits wie das „letzte Hemd“ wirkte, aller Pracht und Fülle entledigt, das aber andererseits an das weiße Taufkleid erinnert, mit dem ausgedrückt wird, dass wir in der Taufe neu geborgen werden.

Der eigentliche Moment war den Blicken der Öffentlichkeit entzogen. Hinter einem Wandschirm wurde Charles mit heiligem Chrisam vom Ölberg in Jerusalem gesalbt – dasselbe Öl, das wir in der katholischen Kirche nutzen bei der Taufe, Firmung und Priester- und Bischofsweihen.

Als Charles dann noch – unter den Klängen von Händels „Zadok the Priest“ – ihm eine goldene Stola umgezogen wurde, da dachte ich mir: Jetzt ist er wirklich Priester geworden. In dem Begleitheft zur Krönungsfeier stand denn auch: “The Anointing is the most sacred part of the service… It is The King’s only moment of privacy during the Service, as he contemplates how he is called by God.”

Ist das nicht alles Schnee von gestern? Überbleibsel eines sakral überhöhten Königsverständnisses von Gottes Gnaden? An dem auch die interreligiösen Momente in der Feier nicht wirklich etwas ändern?

Die Antwort auf die Frage überlasse ich euch! Ich bin jedenfalls gespannt. Angeblich wollen nur noch ein Drittel der jüngeren Briten die Monarchie beibehalten. Vielleicht war gestern das letzte Mal, dass wir so eine sakramentale Königssalbung erleben konnten…

Archaische Vorstellungen

Unser Thema ist „Warum wir alle Priester*innen sind“ – und das bezieht sich auf die Lesung im ersten Petrusbrief, die wir heute gehört haben. Da heißt es feierlich: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.“ (1 Petr 2,9)

Hinter all dem stehen Vorstellungen, die uns heute nur noch wenig geläufig sind und die ein religiöses Weltbild voraussetzen. Erst einmal grundsätzlich: Was ist eigentlich – religionsgeschichtlich gesehen – ein Priester oder eine Priesterin? Ein Mensch, der eine besondere Vollmacht hat. Aufgrund dieser Vollmacht kann der/die Priester*in eine besondere Verbindung herstellen zwischen göttlicher und menschlicher Sphäre.

Dahinter steckt die Vorstellung, dass unsere Welt hier und die göttliche Ebene erst einmal nicht überwunden werden kann, was ja logisch nachvollziehbar ist. Alles, was irdisch und begrenzt ist, kann nicht göttlich sein! Allerdings erwachte dann bald das Bedürfnis, Verbindung zu der göttlichen Ebene zu schaffen. Das nennen wir „Mittlertum“ und ist der Kern Priestertums in allen Religionen.

Wurzeln im Alten Testament

Im Alten Testament gab es einen eigenen Priesterstand, der den Opferdienst am Tempel versah. Religionsgeschichtlich dienen die Opfer dazu, sich „mit Gott gut zu stellen“. Im antiken Israel gab es den Hohenpriester. Er war der Einzige, der einmal im Jahr zu Jom Kippur (Versöhnungstag) das Allerheiligste des Tempels betreten durfte. Dort empfing er stellvertretend für das Volk die Vergebung Gottes.

All diese Vorstellungen prägen das biblische Zeugnis von Jesus Christus. Die frühe Kirche versuchte zu verstehen, was Jesus als Sohn Gottes eigentlich getan hat. Und da wurde das Bild vom Priester aufgegriffen. Sein Tod am Kreuz wurde verstanden als nicht überbietbares priesterliches Opfer! Denn Gott selbst opfert sich für die Welt. Und die Idee dabei ist: Es gibt nun keine unüberwindliche Mauer mehr zwischen Menschlichem und Göttlichen. Sondern durch Jesus Christus steht uns sozusagen das Tor zum Himmel offen!

All diese Ideen spiegeln sich in den Lesungen und Gebetstexten wider, die wir in der Osterzeit hören. Vielleicht erinnert ihr euch an die Passionsgeschichte: In dem Moment, in dem Christus stirbt, reißt im Tempel der Vorhang entzwei, der das Allerheiligste vom Rest des Tempels trennte. Die Vorstellung dabei: Es gibt keine Trennung mehr. Durch Jesus steht uns der Himmel offen!

Und genau da setzt dann die Idee des Allgemeinen Priestertums an: Weil Jesus Christus ein für alle Mal die Barriere zwischen Gott und den Menschen niedergerissen hat, kann es auch keine neuen Opfer mehr geben. Christus ist der Priester schlechthin, der uns Menschen sozusagen „mitnimmt“ vor Gott. Und wenn es nun keine neuen Opfer mehr braucht, dann braucht es auch keine Priester oder Priesterinnen. Alles Entscheidende liegt in der Taufe begründet, in der wir eins werden mit Christus.

Eine priesterliche Salbung bei der Taufe

Bei der Taufe wird die Brust des Täuflings mit Chrisam gesalbt.  Dabei spricht der Taufende: „Aufgenommen in das Volk Gottes wirst du nun mit dem heiligen Chrisam gesalbt, damit du für immer Christus verbunden bleibst, der Priester ist, König und Prophet in Ewigkeit.

Für uns ist also allein Christus Priester! Und wir alle haben durch die Taufe Anteil an seinem Priestertum.

Nun stellt ihr zurecht die Frage: Wozu gibt es dann überhaupt dann noch geweihte Priester?

Nach katholischem Verständnis ist das Weihepriestertum anders zu verstehen als das Priesteramt Jesu Christi. Er hat alles gemacht. Ich brauche keine neuen Opfer darzubringen. Das Priesteramt nach katholischem Verständnis ist ein Dienstamt. Es dient dem Volk Gottes als Ganzes, das die eigentliche Priesterwürde innehat.

Ihr wisst, dass die evangelische Theologie nicht an ein Amtspriestertum „glaubt“, und deswegen werden die Pfarrer dort ordiniert, aber nicht geweiht. Damit betonen sie stärker als wir Katholik*innen das Allgemeine Priestertum aller Gläubigen. Die Katholiken glauben, dass es das Dienstamt notwendig braucht, weil die Kirche sakramental ist. Gottes Heil kann man sich nicht selber geben, sondern es muss einem zugesprochen werden – in Wort und Sakrament, und deswegen braucht es Priester*innen. Sie handeln an Christi statt und machen Gottes Zuwendung erfahrbar.

Was bleibt dann vom Allgemeinen Priestertum übrig?

Wie gesagt: Dass Entscheidende! Nämlich, dass Gott durch Jesus Christus die Mauer zwischen Himmel und Erde niedergerissen hat. Dass man nun nicht mehr zwischen Sakralem und Irdischem trennen kann. Das Großartige an der Vorstellung ist nicht nur, dass man Gott in allen Dingen finden kann, wie es die ignatianische Spiritualität formuliert! Wir alle können aneinander priesterlich wirken, indem ich für meinen Mitmenschen den Weg zu Gott öffne.

Das geschieht zum Beispiel, wenn wir für andere beten. Warum ist es so wichtig, dass wir im Gottesdienst Fürbitten halten? Weil wir da das Allgemeine Priestertum aller Gläubigen ausüben. Wie der Hohepriester im Alten Testament bringen wir die Bitten und Sorgen der Menschen vor Gott und wissen, dass Gott auf uns hört, weil wir getauft sind.

Aber nicht nur beim Beten! Wir alle haben die Fähigkeit, für andere Gottes Liebe „sakramental“ erfahrbar zu machen. Zum einen durch unser gutes Wort: Das kann ein Trostwort sein oder indem ich meinem Mitmenschen helfe, Gottes Gegenwart in seinem Leben zu entdecken. Oder durch unsere gute Tat! Indem ich handle und anderen Gutes tu, mache ich Gottes Liebe in dieser Welt gegenwärtig. Und das ist – in christlicher Perspektive – priesterlich.

Eine weitere schöne Tradition, wo das Priesterliche aller Getauften erfahrbar wird, ist das Segnen. Jede*r kann segnen. In diesem Moment spreche ich dem oder der Nächsten Gottes liebende Zuwendung zu. Es kann im Glauben nichts Wichtigeres geben!

Ich gebe zu, das waren jetzt theologische Höhenflüge, die schwer nachvollziehbar sind, wenn man nicht gläubig ist und die ganzen Vorstellungen dahinter nicht kennt!

Wie der Schreiber des ersten Petrusbriefs möchte ich euch heute Mut machen, zu erkennen, zu was uns unser Glaube an Jesus Christus ermächtigt: Für andere Menschen ein Weg zu Gott zu werden. Ich finde es kann nichts Großartigeres und Erfüllenderes geben als das.

Ökumene / ESG

Die Evangelische Studierendengemeinde Berlin (ESG Berlin)

In der Mitte Berlins begegnen sich Kirche und Studierende. Ein evangelisches Studentenwohnheim mit allem, was dazu gehört, Bibliotheken, Räume für Diskurse und Feiern und eine Kirche machen „Das Konvikt. Evangelisches Studierenden-Zentrum Berlin“ zu einem offenen Haus mit vielen Möglichkeiten.
Hier findet Ihr auch die ESG Berlin und unser Angebot für Euch:
Regelmäßige studentisch gestaltete Gottesdienste oder Gottesdienstbesuche, Gemeindeabende, Fahrten, Workshops und Kurse. Für die spezifischen Belange ausländischer Studierender gibt es den ESG-Notfonds und das Studienbegleitprogramm (STUBE). Schaut doch mal vorbei.
Eure ESG Berlin.
Borsigstr. 5 | 10115 Berlin | Tel.: 030 / 28 38 82 23 |
buero@esgberlin.de | www.esgberlin.de

Das STUBE Programm Berlin – Brandenburg
Das STUBE Programm möchte zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen ausländischer Studierender in Deutschland beitragen. Es möchte ebenso ausländische Studierende in ihrer fachlichen und sozialen Kompetenz stärken und den interkulturellen Dialog fördern. Dazu bietet STUBE Beratungs- und Unterstützungsarbeit sowie ein Bildungsprogramm an.
STUBE-Referent Esteban Chávez-Guevara
stube@esgberlin.de | Tel.: 030 / 27 57 23 80
Sprechstunde donnerstags
13:00 – 16:00 und nach Vereinbarung

Notfonds / Sozialrechtliche Beratung
Im Falle einer sozialen Notlage (verminderte Arbeitsmöglichkeit bedingt durch Prüfungssituation) kann eine Beihilfe aus dem Notfonds beantragt werden. Bei wiederholter Antragstellung ist gesellschafts- oder entwicklungspolitisches Engagement nachzuweisen. Ideen für ein solches Engagement können beim Notfondsreferenten oder in der ESG erfragt werden. Antragsberechtigt sind nur Studierende aus Afrika, Lateinamerika und Asien (Ausnahme Südkorea). Die Anträge sind zum Download auf www.esgberlin.de verfügbar.
Notfonds / Beratung Pfn. Dr. Gerdi Nützel
notfonds@esgberlin.de | Tel.: 030 / 28 38 82 27

Ökumenische Veranstaltungen

Do., 24.05.2018 | 20:15 Ökumenischer Kneipenabend
KSG und ESG beim Kennenlernen und Klönen in der Kneipe
Beginn: 18:30 in der KSG mit einer Andacht

Mi., 18.07.2018 | 19:30 Ökumenischer Semesterschlussgottesdienst in der KSG
anschließend geselliger Semesterausklang im Hof der KSG

19.-23.09.2018 Rom: ökumenisch! Romfahrt der KSG und ESG
Gemeinsam wollen ESG und KSG im September nach Rom fahren. In der Ewigen Stadt werden wir kulturelle Highlights besuchen und ökumenische Akzente setzen. Pater Max kennt sich gut aus, hat er doch von 2006 bis 2016 im Vatikan gearbeitet. Es wird Zeit sein für eigene Unternehmungen.
Jede*r bucht seinen Flug/Zugfahrt selbst: Je früher desto günstiger!
Anmeldung: P. Max (p.max@ksg-berlin.de) bis zum 01.06.2018

FU-Gruppe

Katholische Hochschulgruppe an der FU

Du hast am Donnerstagabend noch nichts vor? Du magst mit einer kleinen Gruppe reden, lachen, spielen, diskutieren und natürlich Gottesdienst feiern?
Dann komm zur FU-Gruppe!
Wir treffen uns jeden Donnerstag 18:30 Uhr in FU-Nähe in St. Annen, Gardeschützenweg 17. Es gibt nach einem Abendessen Vorträge, Gespräche über Gott und die Welt, Ausflüge ins Museum, Filmabende. Manchmal feiern wir Heilige Messe. Da die Abende spontan von uns Studierenden gestaltet werden, gibt es viele Möglichkeiten sich einzubringen. Also, wenn du Lust hast, komm vorbei!

Und so findest Du uns: Du nimmst die Tür, auf der Gemeindehaus steht, gehst geradeaus durch den Flur über den Hof und in das Gebäude mit dem Glasgang. Wir sind im ersten Stock Raum 2.

Nähere Infos zum aktuellen Programm und zum Treffpunkt schicken wir dir gerne per Mail.

Kontakt: Silvana, Antonia, Luca

FU Gruppe


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Gottesdienste

Gottesdienst St. AugustinusRegelmäßige Gottesdienste

Die Feier von Gottesdiensten und Sakramenten stellt ein Kernelement unserer Gemeinde dar. Jeden Sonntag treffen wir uns um 18.00 Uhr in St. Augustinus, um gemeinsam Eucharistie zu feiern. Die studentische Andacht feiern wir jeden Mittwoch um 19:30 Uhr.

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten Dich einzubringen: als LektorIn (gerne auch in Deiner Muttersprache), als MinistrantIn, als KüsterIn, als MusikerIn, bei der Vorbereitung von Gottesdiensten.

Natürlich besteht in der Studierendengemeinde auch die Möglichkeit andere Sakramente der Kirche, wie die Taufe, die Ehe oder das Sakrament der Versöhnung zu feiern.

 

Studentische Andachten am Mittwoch
in der Vorlesungszeit um 19:30  in der Kirche. Die Andachten werden von den Studierenden selbst gestaltet. Material und Unterstützung findet Ihr in der KSG-Bibliothek und bei den Hauptamtlichen.

 

Gottesdienst gestalten

Für eine feierliche Gestaltung der Gottesdienste ist es immer toll, wenn sich möglichst viele Studierende daran beteiligen.
Wenn Du also den Lektorendienst übernehmen möchtest (sehr gerne auch in Deiner Muttersprache!), ministrieren kannst, den Gottesdienst als Küster vorbereiten willst, musikalische Fähigkeiten hast oder Ideen für die Gestaltung eines Gottesdienstes mitbringst: Melde Dich einfach bei uns!

Außerdem besteht immer die Möglichkeit eine eigene Andacht am Mittwoch zu übernehmen und zu gestalten – natürlich gibt es dabei auch jederzeit Hilfe, wenn gewünscht.

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